Aus Liebe zum Ballon -
Die erste gewerbliche Ballonsportschule zieht Bilanz.

Was zunächst mit einer spontanen Idee begonnen hatte, sollte schließlich zur ersten gewerblichen Schule für Heißluft-Ballonfahrer in Deutschland führen.

Alfred und Renate Mathes aus Harxheim bei Mainz hatten es sich 1983 bei dem Entschluss, die erste gewerbliche Freiballonschule zu gründen, nicht leicht gemacht. Nach genauem Abwägen der Chancen und Risiken war sich das Ehepaar Mathes schließlich sicher, mit ihrer Idee in eine Marktlücke vorgestoßen zu sein. Der gründlichen Prüfung erfolgte 1984 dann der Antrag auf Zulassung bei der zuständigen Bezirksregierung. Das Zulassungsverfahren sollte anderthalb Jahre dauern, ein Indiz für umfassende Pionierarbeit, die zu leisten war, bis endlich

am 1. Januar 1986 in der frisch eröffneten Freiballon-Sportschule offiziell mit der Ausbildung zum Freiballonführer (Heißluft) begonnen werden konnte.

Schulten im ersten Betriebsjahr lediglich zwei Ballonbegeisterte, so waren es 1988 bereits 25 Schüler zwischen 22 und 68 Jahren, denen fünf Heißluftballone zur Verfügung standen. Zwei Teilzeitbürokräfte und ein ganzes Team von "Verfolgern" bilden zusammen mit Renate und Alfred Mathes den "Kern der Firma". Vorübergehend wird die Familie Mathes noch durch zwei Lehrkräfte bei der Ausbildung unterstützt.
Schon immer – so Renate Mathes - sei es ein heimlicher Traum ihres Mannes gewesen, einmal mit dem Heißluftballon in die Luft zu gehen und die Welt aus der Perspektive des sanft fahrenden Ballonkorbes zu erleben. Um ihm diesen Wunsch endlich zu erfüllen, habe sie ihren Mann 1980 eine Ballonfahrt geschenkt. Alfred Mathes, der bereits den PPL-A. –B und –C sowie die Instrumentenflug- Lehrberechtigung besaß, war fasziniert von dem noch ursprünglichen Erlebnis, sich nur vom Wind getrieben fortzubewegen. Da es 1982 in Deutschland noch keine gewerbliche Freiballonschule gab, ging er kurz entschlossen in die Schweiz und erwarb dort die Ballonfahrerlizenz.

Frau Mathes heute: "Von der Schweizer Schule lesen, dort anrufen, hinfahren und die erste Ausbildungsfahrt machen war ungefähr eins".

Mit der nur für die Schweiz gültigen Lizenz und einem in Deutschland zugelassenen Heißluftballon ließ sich jedoch nicht allzuviel ausrichten.

Alfred Mathes, der bis in die 70er Jahre Fluglehrer und Ausbildungsleiter in Egelsbach war, zögerte nicht lange und begann, die für die deutsche Lizenz erforderlichen Fahrten nachzuholen. Renate Mathes ebenso begeistert in Sachen "leichter als Luft" machte 1984 die Schweizer, ein Jahr später auch die deutsche Ballonfahrerlizenz. Da es sich bei der beabsichtigten Gründung einer gewerblichen Freiballon-Sportschule um ein völlig neues Projekt handelte, bat das Harxheimer Ehepaar das Luftfahrt-Bundesamt um "Amtshilfe". Eine Unmenge an Arbeit kam auf beide zu. So musste beispielsweise eine Dienstanweisung für die Ausbildung zum Freiballonführer erstellt und die Ausbildungsordnung geschaffen werden. Die Zeit des Zulassungsverfahren nutze Alfred Mathes zum Erwerb der Freiballonführer-Lehrberechtigung.

Am 1. Januar 1986 war es dann endlich soweit:

Der Ausbildungsbetrieb mit einem Heißluftballon, zu dem bald ein zweiter kam, konnte beginnen. Da auch die entsprechenden Räumlichkeiten bereits vorhanden waren, konnte man sich intensiv der Ausbildung der Schüler widmen. Bereits im zweiten Betriebsjahr schulten 12 angehende Freiballonführer in Harxheim. Eine Zahl, die sich 1988 mehr als verdoppelte. Stolz erzählt das Ehepaar Mathes, dass auch die erste offizielle Überprüfung der Freiballon-Sportschule problemlos verlief.

Trotz ihres erfolgversprechenden Starts
- Frau Mathes hatte zwei Jahre nach ihrem Mann die Lehrberechtigung zur Freiballonführer- Ausbildung gemacht - war die gebürtige Dortmunderin von Anfang an skeptisch, ob sie als Ausbilderin auch von "gestandenen", im Beruf bereits fest etablierten Schülern anerkannt und akzeptiert werden würde. Doch ihre Befürchtungen erwiesen sich bis auf eine Ausnahme -ein Schüler wollte anfangs unbedingt von ihrem Mann geschult werden – als grundlos.

Die Zahl der männlichen Interessenten lag von Anfang an eindeutig höher als die der weiblichen, wobei jedoch kein geschlechtlicher Unterschied im Talent beim Fahren von Ballonen festzustellen sei.

Noch keiner der Schüler habe mehr als 20 Stunden Fahrpraxis benötigt. Frau Mathes: "Besonders die Start- und Landephase erfordert viel Gefühl. Das Spiel mit dem Brenner muss genau dosiert sein, um die Höhe zu halten, vor allem in Bodennähe vor der Landung.

Übung macht den Meister, dieses altbewährte Sprichwort gilt auch für angehende Ballonfahrer. Die Ausbildung erfolgt dabei nach den Richtlinien des Bundesministeriums für Verkehr und der Erlaubnisbehörde sowie deren Auflagen", so der Wortlaut des offiziellen Ausbildungsvertrages. Die Freiballonschule verpflichtet sich darin –wie für eine Luftfahrerschule selbstverständlich – zu einer gründlichen, zeitgemäßen Ausbildung der Schüler nach den neuesten Erkenntnissen der Ballonfahrt.

20 Stunden Praxis (in der Schweiz 15 Stunden)
und 60 Stunden Theorie in den Fächern Luftrecht, Meteorologie. Navigation, Technik und Verhalten in besonderen Fällen werden für die Prüfung zum Freiballonführer Heißluft vorausgesetzt, wobei mindestens 5 Fahrten unter 0 Grad Celsius nachgewiesen werden müssen.

Aufgrund der geforderten Kalt- Warmfahrten ist die Ausbildungsdauer natürlich wetterabhängig.
Das absolute zeitliche Minimum liegt bei etwa einem halben Jahr, realistisch ist jedoch ein Jahr. Um die erworbene Lizenz auch zu erhalten, müssen alle zwei Jahre mindestens zwei Fahrten, eine davon im letzten Jahr gemacht werden.
Renate Mathes Frankreich / Lorraine / 1993
Renate Mathes Frankreich / Lorraine / 1993
Alfred Mathes Harxheim 1983
Alfred Mathes Harxheim 1983